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Kryptonomics - Was tun im digitalen Zeitalter?

Aktualisiert: 17. Okt. 2021

Markus Millers Buch bewältigt das Thema sehr gut - konkret und verständlich


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Simples Cover, toller Inhalt :)

Bücher über Bitcoin und Co. spriessen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Die Liste der Publikationen zum Thema wird immer länger, leider trifft diese positive Tendenz nicht auf die Qualität der Inhalte zu - die Anzahl der selbsternannten Krypto-Experten steigt leider gleichsam exponential an.

Wohltuend hebt sich daher das neue Buch von Markus Miller ab, bereits das Inhaltsverzeichnis macht Lust auf mehr: der Autor spannt einen weiten Bogen von der Digitalisierung der Weltwirtschaft über einzelne Coins bis hin zu steuerlichen und rechtlichen Fragestellungen. Ein recht wilder Parcour-Ritt für den Leser könnte man meinen, jedoch gelingt es dem Autor durch eine verständliche Sprache zu überzeugen.


Um es vorweg zu nehmen: der Autor ist sehr positiv und progressiv bezgl. der digitalen Assets eingestellt, ohne jedoch die Gefahren und Risiken zu vernachlässigen. Dieser ausgewogene Stil zeigt implizit die langjährige Erfahrung des Urhebers, es ist auch beim "digitalen Edelmetall" nicht alles Gold was glänzt.


Gleich zu Beginn rechnet der Autor mit den Dauerwarnern und Skeptikern von Bitcoin un Co. ab. Schon fast genüsstlich werden zum Beispiel die Kontra-Argumente der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) auseinandergenommen:


  1. Warnung vor Totalverlust bei Kryptowährungen - jede Aktie impliziert ein Totalverlustrisiko (Anmerkung: kennen meine Schweizer Leser noch die Swiss Air? ;) ) Die Geschichte habe gezeigt dass eher Papierwährungen und Aktien anfällig sind, bei Bitcoin gibt es keine empirischen Beweis.

  2. Umweltschädlich durch hohen Energieverbrauch - hier werden technische Innovationen für Abhilfe sorgen. Es bleibt ja nicht so wie es ist. Anmerkung: Mich persönlich nervt dieses alberne Pseudo-Argument zunehmend - wieviel Strom verbraucht eigentlich das konventionelle Bankensystem mit allen Servern, Geldautomaten und Filialen? Eben.

  3. Kryptowährungen sind anfällig für einen Vertrauensverlust - hier verweist der Autor ganz elegant auf Lehman Brothers und die Deutsche Bank - sehr sympatisch :)

  4. Kein Ersatz für konventionelle Währungen oder digitales Geld - das sei technologisch falsch - Kryptowährungen erfüllen bereits alle Funktionen des Geldes. Und die realen Akzeptanzstellen nehmen zu.

  5. Transaktionen mit Kryptowährungen sind zu langsam und zu teuer - auch hier verneint der Autor und weist auf technologische Innovationen hin. Meiner Meinung nach völlig zu Recht, wenn man sich bspw. Ripple und Solana-Transaktionen anschaut.

Laut Verfasser sollten die Geschäftsbanken vielmehr Ihre Erfahrungen und Stärken im Bereich der Identifikation von Kunden nutzen, um sich neue Geschäftsfelder zu erschliessen und branchenfremde Wettbewerber aussen vor zu halten.

Zum Thema Geldsystem und Banken verweist der Autor auch auf unangenehme Wahrheiten, wie die nach wie vor ungelöste EU-Schuldenkrise, welche durch die massiven Corona-Staatshilfen natürlich noch verschäft wird:


"Die globale Staatsverschuldung ist im Jahr 2020 um 17.4 Prozent bzw. 9.3 Billionen US-Dollar auf einen neuen Rekordwert von 62.5 Billionen US-Dollar angestiegen. In Deutschland ist die Staatsverschuldung [in 2020] im Bezug auf das Bruttoinhaltsprodukt von 57% auf 73% angestiegen."

Ergo, die Welt versinke in Schulden - daher sei das Nachdenken über alternative und deflationäre Währungen wie Bitcoin sehr angebracht.


Und die Schweiz? Die Eidgenossenschaft kommt im Buch grad mehrfach vor: lobend wird zum einem die FINMA (Finanzmarktaufsicht) für Ihre regulatorische Klarheit erwähnt, andererseits folgen weiter hinten im Buch mehrere Schweizer Anbieter wie Relai oder Swissquote.

In der Tat ist die Rechercheleistung von Markus Miller beeindruckend, seien es Kryptobörsen, Anbieter von Wallets oder auch Neo-Banken. Es hat einen ganzen Fundus von nützlichen Tipps und konkreten Handlungsanweisungen.

Auch die für Krypto-Einsteiger sehr gut geeignete Plattform BitPanda wird positiv erwähnt und die zahlreichen Möglichkeiten bis hin zum Krypto-Sparplan werden gut erklärt.



Dieser überblickartige Stil, mit vielen Zwischenüberschriften lässt natürlich manchmal die Tiefe vermissen. Wer sich intensiv mit den technischen Grundlagen einer Blockchain beschäftigen will, sollte sich woanders schlaulesen.

Der Leselust tut diese Einteilung allerdings keinen Abbruch, das Buch könnte sogar als Nachschlagewerk nützlich sein, dank der detaillierten Gliederung. Nur leider fehlt ein Stichwortverzeichnis - das ist sehr schade.

 

Ab Kapital Acht verlässt Markus Miller dann für einmal das Terrain der digitalen Währungen und gibt einen Exkurs über alternative Zinssysteme. Die bekannten baltischen P2P-Kreditfirmen finden Erwähnung, aber auch Anbieter aus dem Immobilien-Bereich wie Estateguru.

Nach einem weiteren Ausflug in den Bereich der Themen-ETFs, mit konkreten Empfehlungen zu Tech-ETFs kommt der Autor mit dem letzten Kapitel auf der Zielgerade an: das Thema Anlegerschutz und Kryptorecht ist sehr spannend zu lesen, da es von vielen euphorischen Krypto-Autoren eben einfach ignoriert wird.


"Kryptowährungen liegen nicht im toten Winkel der Finanzämter"

Interessant und für jeden Krypto-Investor prüfenswert sind die Checklisten welche von der deutschen BaFin bzw. dem Bundeskriminalamt (BKA) herausgegeben wurden, um dubiose Investments von echten Chancen zu unterscheiden. Auch die österreichische FMA verfügt über eine lesenswerte Liste mit dubiosen Anbietern, welche die zeitgeistige Krypto-Welle nutzen wollen, um unerfahrende Anleger über den Tisch zu ziehen.


Interessant dabei: die Aufsichtkollegen aus der Alpenrepublik setzen auf ein System von Whistleblowern, um Ganoven das Handwerk zu legen. Lt. Autor erweisen sich ganze neun von zehn Hinweisen als aufsichtsrelevant - es liegt eben doch einiges im Argen und Vorsicht ist geboten. (Hier können meine österreichischen Leser Verdachtsfälle melden. Alle Schweizer bitte hier entlang, (Link zur FINMA)).


Fazit: Mit Kryptonomics ist dem Autor Markus Miller ein verständliches und thematisch sehr breit aufgestelltes Buch über digitale Vermögensanlagen gelungen. Ob jetzt P2P-Plattformen oder Tech-ETFs noch unbedingt ins Buch mussten, darüber kann man geteilter Meinung sein. Schön wären auch farbige Grafiken gewesen, leider sind aufgrund des Schwarzweissdrucks viele Diagramme nur schlecht erkennbar.

Dennoch kann man das Buch auch Einsteigern im Bereich Kryptowährungen gut empfehlen - die Lernkurve steigt aufgrund der häppchenartigen und verständlich geschriebenen Informationen sehr schnell.


Wie hast Du das Buch gefunden? Schreibe es gern in die Kommentare.


Dein Finanz-Uhu



Bewertung: 4 von 5 Sternen.


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