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Was macht eigentlich eine gute Finanzberatung aus?

Aktualisiert: 15. Juni 2021

Mythen und Fakten aus der Praxis - und worauf Du achten solltest


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Finanzberater - hoffentlich unabhängig ;) (Bildquelle: Wix)

Wir leben in lustigen Zeiten. Befeuert durch die Börsen-Hausse spriessen selbsternannte Finanzexperten grad wie Pilze im Spätsommer aus dem Boden. Beim beiläufigen Scrollen durch die einschlägigen sozialen Medien bekomme ich immer häufiger das Gefühl, jeder zweite Mittzwanziger ist grad ein MoneyMindSetCoach und zeigt mir binnen 48h Stunden, wie ich durch Webinare quasi automatisch ein Multimillionär werde - wie praktisch, das kommt mir grad gelegen *Ironie off*.


Wenn es denn so einfach wäre, müssten Angestellte ja reihenweise ihre Jobs kündigen und nur noch zwischen Luxusyacht-Marina und Golfplatz pendeln, standesgemäss im Lamborghini. Und Finanzplaner wie ich müssten unter einer Brücke schlafen, froh um jeden Pappkarton, der das Nachtlager angenehmer gestaltet. Nun, ich mache es kurz und verbreite die gute Nachricht: dem ist nicht so :)



Hand aufs Herz, wir leben doch wohl eher im medialen Sperrfeuer, wobei das ständig präsente Smartphone nochmal wie eine Katalysator, ergo Verstärker wirkt: mobile Trading-Apps boomen und traditionelle Finanzmedien mit Ihre Aktien-Salesstories buhlen neben Finanzblogs jeglicher Coleur um die Aufmerksamtkeit. Nicht zu vergessen die traditionellen Kundenberater der Retail-Banken, welche so langsam aber sicher ihre Felle (bzw. eher Kundengelder) davonschwimmen sehen und ihre Kunden anrufen, damit aus den hohen, während der Corona-Pandemie angesparen Cash-Reserven möglichst hauseigene Fonds werden: "Wissen Sie, so vermeiden Sie elegant die Negativzinsen..." - welch selbstloser Akt der Nächstenliebe... (Ok, ich oute mich: ich bin kein grosser Fan von Banken... vielleicht kenne ich das Geschäftsmodell etwas zu gut).


Aufgrund der Fülle und freien Verfügbarkeit von Informationen im Internet, gepaar mit der etwas zeitgeistigen "I can do it"-Mentalität wächst zudem die Fraktion der Selbstentscheider à la "Ich brauche keine Finanzberatung, ich kann das alles selber!" und klopft sich dabei selbstbewusst auf die Schulter.

Damit wir uns richtig verstehen: ich unterstütze selbsterworbene finanzielle Kompetenz durchaus, auch ich berate lieber informierte Kunden und fange ungern immer bei "Was ist ein ETF und was bildet er ab" an.

Ich möchte aber gern zu bedenken geben, dass angesichts der Komplexität einer integrierten seriösen Finanzplanung, welche vom Versicherungsmanagement über die Altervorsorge bis hin zu zivil- und erbrechtlichen Fragestellungen geht, leichte Zweifel ob der "Alles selber"-Mentalität angebracht sein dürften.


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Markus ist Bauingenieur UND Finanzexperte in Personalunion - einfach unglaublich ;)

Oder anders formuliert: Frau Hobby-Finanzexpertin schafft es locker in ihrer Freizeit mehr Wissen und Knowhow anzusammeln als ein professioneller Finanzplaner, der sich acht Stunden (oder mehr) am Tag mit Finanzplanung befasst, Fachtagungen besucht und regelmässig Produkt-News vorab erhält und zudem meist mit Steuerexperten, Versicherungsspezialisten und Rechtsanwälten gut vernetzt ist? Wow, beantworte Dir diese Frage einfach selbst.


Fernab meines hausgemachten Sarkasmus (sorry :D) habe ich folgende Leitsätze als Denkanstösse zusammengefasst. Aus meiner Sicht sind das die wesentlichen Punkte zur Entscheidungsfindung, ob und welche Finanzplanung Du evtl. in Anspruch nehmen möchtest:

1. Es gibt keine neutrale und kostenlose Finanzberatung von einem Profi, lerne und akzeptiere das bitte.


Eine angeblich kostenfreie Beratung wird immer über das Produkt hintenrum finanziert. Das nennt man Provision, oder auch kickbacks. Und da kommt der berüchtigte Interessenskonflikt ins Spiel, die Interessen des "Verkäufer-Beraters" sind naturgemäss völlig andere, als Dein Wunsch nach einer objektiven und neutralen Beratung. Ja, es ist sehr naiv etwas anderes zu glauben.

Deshalb sollst Du ja genau diesen Fond kaufen bzw. diese Police möglichst bald unterzeichnen. Frag Dich doch mal, warum am Ende einer Beratung immer ein Produkt steht? Wenn Du zum Arzt gehst, willst Du zwingend ein Medikament kaufen? Oder wäre es möglich, dass der neutrale ärztliche Rat "Richtig ausschlafen, weniger fette Ernährung und mehr Bewegung" ebenfalls sehr hilfreich wäre? Denk mal darüber nach :)

Ein Finanzplaner hilft Dir zudem, das oben erwähnte mediale Sperrfeuer zu entwirren. Sinnvolles von Unsinn zu unterscheiden. Und eine individuelle Empfehlung, passend zu Deiner Lebenssituation zu geben.

Und ja, das kostet Geld. Idealerweise kommuniziert ein Finanzplaner seinen Stundensatz transparent und kann Dir ein modulares Mandat anbieten - dann zahlst Du nur das, was Du in Anspruch nimmst. Fair und einfach.


2. Integrität, Ehrlichkeit und Vertrauen - das zählt


Ich glaub das muss ich gar nicht näher ausführen. Vielleicht noch so viel: schaue bei der Wahl Deiner Finanzplanerin immer auf deren Background: was hat sie vorher gemacht, welche Qualifikation hat sie erworben und wie lange ging diese Ausbildung? In Deutschland ist der Beruf Finanzplaner (leider) nicht geschützt, in der Schweiz zum Glück nur mit eidg. Fachausweis zu haben.

Wie lange schafft Deine Beraterin bereits in Ihrem Beruf? Und, kann Sie tatsächlich frei von Interessenskonflikten beraten, was naturgemäss bei angestellten Versicherungsvertretern und Bankberatern nicht der Fall ist (Sorry).

Plus, ist der Berater in einem Vermittlerregister und einer Standesorganisation vertreten? In der Schweiz wären das klar der Finanzplanerverband Schweiz und das Vermittlerregister der eidg. Finanzmarktaufsicht FINMA.


3. Finanzplanung ist mehr als ein paar ETFs kaufen


Finanzblogger Thomas hat Dir gut erklärt, was ETFs sind und Du hast Dir daraufhin ein Depot eröffnet? Wunderbar, dann können wir uns über die Asset Allocation unterhalten, also über die Verteilung Deines gesamten Vermögens über die verschiedenen Anlageklassen hinweg und was das für Deine finanzielle Zukunft bedeutet. Inklusive der aktuellen Anlagestrategie Deiner Pensionskasse - dort hast Du als SchweizerIn nämlich oft das grösste Vermögen drin. Hat der Blogger nicht erwähnt? Macht nichts, dafür optimiert Dir Dein Finanzplaner im gleichen Termin die Krankenkassendeckung und spart Dir bei der Autoversicherung noch 400 CHF aufs Jahr ein - das geht nicht? Doch, genau das mache ich in der Praxis jeden Tag für meine Kunden. Cool, oder? ;)


4. Je komplexer Dein Leben, desto mehr macht professionelle Finanzplanung Sinn


Stehst Du am Anfang Deines Berufslebens, kann eine erste Orientierung beim Profi nützlich sein. Welche Versicherung brauchst Du wirklich? Was gibt es steuerlich zu beachten? Wie spare ich sinnvoll Vermögen an? Deine Finanzplanerin kann Dir die passenden Lösungen aufzeigen und macht später eine Erfolgskontrolle, damit Du Deine Ziele auch tatsächlich erreichst.

Selbstredend steigt später im Leben, mit Ehepartner und Kindern die Komplexität. Spätestens bei zwei Kindern aus erster Ehe, einer Ferienliegenschaft in Italien, der aktuell selbstständig erwerbstätigen Ehefrau und der Erbschaft vom Onkel solltest Du mal an einen Termin beim Finanzplaner denken - glaub mir, er findest was für Dich.


Ich hoffe ich konnte Dir etwas die Augen öffnen. Ich freue mich über Dein Feedback, gleich hier unten bei den Kommentaren :)


Herzlich, Dein Finanz-Uhu




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